Die Wahl ist entschieden
Die US-Präsidentschaftswahl 2024 war spannend und hart umkämpft – nun ist sie geschlagen. So knapp, wie Umfragen es vermuten ließen, war es dann aber doch nicht und Donald Trump konnte sich recht deutlich gegen seine Kontrahentin Kamala Harris durchsetzen. Lesen Sie hier alles über das vorläufige Ergebnis sowie unsere BTV Einschätzung zu den Auswirkungen auf Wirtschaft und Finanzmärkte.
Die Swing States gaben den Ausschlag
Der neue US-Präsident steht fest und sein Name lautet Donald Trump. Migration, die laut Trump von den Demokraten verschuldete hohe Inflation und die US-Wirtschaft, die er wieder ankurbeln will, waren die maßgeblichen Punkte in seinem Wahlprogramm, die die Wähler*innen überzeugt haben.
Für den Wahlsieg sind traditionell die sogenannten „Swing States“ die Entscheidungsträger, in denen im Vorfeld nie ganz klar ist, ob sie mehrheitlich demokratisch oder republikanisch wählen. Dazu gehören Pennsylvania, Michigan, Wisconsin, Arizona, North Carolina, Nevada und Georgia. Nach aktuellem Stand sieht es so aus, als konnte Donald Trump alle diese Staaten für sich entscheiden, wobei die Stimmen noch nicht überall vollständig ausgezählt sind.
Quellen: Bloomberg, BTV; Stand: 13.11.2024, 11:00 Uhr
Keine massiven Ausschläge an den Märkten
Die Unsicherheit an den Märkten kurz vor der Wahl war spürbar und hätte sich im Falle eines knappen Wahlergebnisses noch eine Weile hingezogen. In einem Umfeld politischer Unsicherheiten suchen Anleger*innen traditionell vermehrt sogenannte „sichere Häfen“. Dazu zählen beispielsweise Gold, aber auch US-Staatsanleihen. Im Vorfeld der Wahl sind die Renditen der zehnjährigen Staatsanleihe bereits recht deutlich angestiegen, während die Aktienmärkte nur moderat reagiert haben. Einen eintägigen Kursausschlag zeigte am Tag der Wahl der Stoxx600 Index, da wohl viele Investoren in Erwartung einer längeren Hängepartie abgewartet und nun nach dem deutlichen vorläufigen Ergebnis reinvestiert haben. Der amerikanische Aktienmarkt zeigte sich in der Erwartung euphorisch, von der Trump Politik zu profitieren und legte recht deutlich zu. Rund um politische Großereignisse folgen aber oft übertriebene kurzfristige Reaktionen, weshalb wir in der BTV empfehlen, keine überhasteten Portfolioentscheidungen zu treffen. Wichtiger sind die langfristigen Auswirkungen einer erneuten Amtszeit von Donald Trump, die wir hier versuchen, einzuordnen.
Rote Welle im Kongress
Der US-Präsident ist bei der Durchsetzung seiner Agenden von der Mehrheit im Kongress abhängig – und die beiden Kammern Senat und Repräsentantenhaus scheinen nun beide in republikanischer Hand zu sein. Ein geteilter Kongress, wie es die letzten vier Jahre der Fall war und in dem eine Kammer von den Republikanern und die andere von den Demokraten kontrolliert wird, führt oft zu einer politischen Pattsituation, da eine Mehrheit über neue Wirtschaftsprogramme schwerer zu erreichen ist. Im Senat haben die Republikaner die benötigte Mehrheit von 51 Sitzen bereits erreicht, im Repräsentantenhaus liegen sie laut aktuellem Stand der Auszählungen vorne. Trump ist damit aller Voraussicht nach die volle Unterstützung des Kongresses sicher, was es ihm erleichtert, seine politischen Agenden durchzubringen.
Trumps Regierungsprogramm: Auswirkungen auf Wirtschaft und Finanzmärkte
Erwartet wird, dass Trump weiterhin eine wirtschaftspolitische Linie verfolgt, die auf Deregulierung, Steuersenkungen und protektionistischen Maßnahmen basiert. US-Unternehmen dürften davon in Form von höheren Unternehmensgewinnen profitieren, was zu einer gesteigerten wirtschaftlichen Aktivität – also höherem Wirtschaftswachstum – führen wird. Langfristig wird diese Politik aber unweigerlich höhere Staatsschulden zur Folge haben, die auch seine geplanten Zölle nicht ausgleichen können.
- Wirtschaft und Währung
Die Steuersenkungen dürften das Wirtschaftswachstum ankurbeln, allerdings besteht damit auch das Risiko einer wieder ansteigenden Inflation. Die höhere Verschuldung wird mittelfristig zu einem höheren Zinsniveau führen – sowohl bei Renditen für Staatsanleihen als auch bei den Leitzinsen der Fed im Kampf gegen eine zu hohe Inflation. Eine damit restriktivere Ausrichtung der Notenbank dürfte den US-Dollar aufwerten lassen, insbesondere ggü. lateinamerikanischen Währungen, die Handelszollrisiken ausgesetzt sind. Allerdings hat die politische Unsicherheit, die unter Trump definitiv höher ist als unter der Demokratin Harris, auch das Potenzial, den US-Dollar zu belasten. Dies geschah unter Trumps erster Amtszeit, als der Handelsstreit mit China hochkochte. Der Charakter des US-Dollars als „sicherer Hafen“ half in diesem Fall nicht, da die Unsicherheiten in den USA selbst verwurzelt waren.
- Finanzmärkte
Durch die besseren wirtschaftlichen Wachstumsaussichten und die geringeren Steuern sollten hauptsächlich der US-Aktienmarkt und innerhalb dessen v. a. zyklische Sektoren profitieren. Insbesondere für den IT-Sektor besteht durch Trumps protektionistisches Programm ein Risiko, wenn ein Handelskrieg mit China droht, was im Falle eines Engpasses für notwendige Vorprodukte im IT-Sektor die Preise und damit auch die Inflation nach oben treiben kann. Europa und auch Schwellenländer dürften an relativer Attraktivität etwas einbüßen. Langfristig rechnen wir mit einer erhöhten Volatilität, da Unsicherheiten rund um die US-Handelspolitik und der geopolitischen Spannungen höher sind als unter einer demokratischen Regierung. Für US-Staatsanleihen beurteilen wir die Aussichten langfristig etwas pessimistischer, da eine höhere Staatsverschuldung die Renditen ansteigen lassen wird, was zu Kursverlusten führt. Unmittelbar nach dem Wahlsieg ist die Rendite der zehnjährigen US-Staatsanleihe bereits deutlich angestiegen, was z. T. auch den Zinssenkungserwartungen an die Fed geschuldet ist. Dieser deutliche Renditeanstieg hat sich inzwischen aber wieder etwas eingeengt. Bis Jahresende rechnen wir nach wie vor mit einem weiteren Schritte, langfristig hat der Markt die Erwartungen aber etwas reduziert.
Die Auswirkungen von Trumps Wahlsieg auf Gold dürften mehrheitlich positiv sein. Einerseits sollte das Edelmetall von der höheren Unsicherheit in Bezug auf die Handelspolitik insbesondere mit China profitieren. Andererseits hat eine steigende US-Verschuldung, die sich unter Trump noch weiter erhöhen dürfte, bereits in den vergangenen zwei Jahren für eine höhere Zentralbanknachfrage gesorgt.
- Handels- und Geopolitik
Bereits während seiner letzten Amtszeit von 2017 bis 2021 hat Donald Trump Zölle auf chinesische Importe eingeführt, um das Handelsdefizit der USA zu verringern und die heimische Industrie zu schützen. Glaubt man seinen Wahlversprechen, plant er nun, diese Zölle auf 60 % auf Waren aus China zu erhöhen. Zudem schlug er universelle Zölle von 10-20 % auf alle Importe in die USA vor, ebenso sollen Unternehmen, die ihre Produktion ins Ausland verlagern, mit Zöllen belegt werden. Diese Maßnahmen zielen darauf ab, die heimische Produktion zu fördern, Arbeitsplätze in den USA zu schaffen und das Handelsdefizit zu verringern. Trump muss sich aber bewusst sein, dass die US-Wirtschaft unter diesen massiven Eingriffen leiden wird. Nicht zuletzt deshalb, weil sich Zölle inflationsfördernd auswirken können. Damit würde er seinem maßgeblichen Wahlversprechen zuwider handeln: die US-Wirtschaft zu stärken und die Inflation zu senken.
Geopolitisch gibt es deutlich mehr Unbekannte, als es in einer demokratischen Regierung unter Kamala Harris der Fall gewesen wäre. Trump hat wiederholt kritisiert, dass NATO-Verbündete nicht genug für ihre Verteidigung ausgeben. Er hat jedoch nicht explizit gesagt, dass die USA aus der NATO austreten würden, sollte sich hier keine Änderung in seinem Sinne einstellen. Stattdessen plant er eine „radikale Neuorientierung” der NATO, bei der die USA eine weniger zentrale Rolle spielen und die europäischen Länder mehr Verantwortung übernehmen. Der angehende Vizepräsident J.D. Vance hat bestätigt, dass eine Trump-Administration in der NATO bleiben würde, aber Europa stärker in die Pflicht nehmen möchte.
Den Krieg in der Ukraine könne Trump nach eigener Aussage innerhalb von 24 Stunden nach seiner Wahl beenden, konkrete Details zu seinem Plan ließ er aber offen. Die USA stellen aktuell – vor Deutschland, das an zweiter Stelle liegt – der Ukraine die meisten Hilfsmittel im Kampf gegen Russland zur Verfügung. Zukünftige Hilfslieferungen sind unter einer Trump-Regierung aber mit einem großen Fragezeichen versehen.
Fazit
Kurzfristig dürfte der Sieg von Donald Trump positivere Auswirkungen auf das Wirtschaftswachstum und die Aktienmärkte haben, als es unter Kamala Harris der Fall gewesen wäre. Allerdings hätte ein Sieg der Demokratin zu einer deutlich stabileren und weniger volatilen wirtschaftlichen Entwicklung geführt. Gerade hinsichtlich Geopolitik und Handelsbeziehungen gibt es einige Unbekannte für die kommenden vier Jahre. Allerdings ist bekannt, dass Donald Trump auch innerhalb seiner eigenen Partei durchaus kontrovers gesehen wird. Daher dürfte es für ihn umso schwieriger werden, seine Partei geeint hinter sich zu halten, desto aggressiver seine Gesetzesvorhaben sein werden. Insbesondere die Unabhängigkeit der Notenbank Fed zu beschneiden, mit deren Entscheidungen Trump bekanntermaßen in der Vergangenheit oft unzufrieden war, dürfte daher nicht der erste Punkt seiner Agenda sein. Allerdings wird der Posten des Fed-Vorsitzenden Mitte 2026 neu besetzt – und dann dürfte Trump den jetzigen Chef Powell gegen jemanden tauschen, der eher dazu geneigt ist, Geldpolitik in Trumps Sinne zu führen.
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Quelle: BTV; Stand: 06.11.2024. Die Beiträge in dieser Publikation dienen lediglich der Information. Die BTV prüft ihr Informationsangebot sorgfältig. Diese Marketingmitteilung ist keine individuelle Anlageempfehlung, kein Angebot zur Zeichnung bzw. zum Kauf oder Verkauf von Finanzinstrumenten. Wertentwicklungen der Vergangenheit bieten keine Gewähr für künftige Ereignisse oder Wertentwicklungen. Bei Prognosen und Schätzungen über die zukünftige Entwicklung handelt es sich lediglich um unverbindliche Werte. Von diesen kann nicht auf die tatsächliche künftige Wertentwicklung geschlossen werden, weil zukünftige Entwicklungen des Kapitalmarktes nicht im Voraus zu bestimmen sind. Beachten Sie, dass Investments mit Risiken verbunden sind. Wenn Finanzinstrumente in fremder Währung notieren, kann infolge von Währungsschwankungen die Rendite steigen oder fallen.