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Wintertourismus im (Klima)Wandel

Im Hinblick auf die Klimaerwärmung wird der Skitourismus in den Medien oftmals negativ dargestellt. Isoliert formulierte Schlagzeilen hinterfragen nicht, geben zu wenig Auskunft. Betrachtet man die Fakten, stellt sich allerdings die Frage: Ist der Wintertourismus im Alpenraum vielleicht nachhaltiger als wir denken? Wir haben einige Zahlen und Daten durchforstet und können dem beliebten Skifahren gegenüber zuversichtlich bleiben.

Tourismus

Die Bedeutung des Tourismus für die Alpenregion

Nachhaltigkeit bezieht sich nicht ausschließlich auf Treibhausgas-Emissionen. Auch eine regionale Wertschöpfung mit hoher Lebensqualität für die heimische Bevölkerung, sichere Arbeitsplätze und eine intakte Infrastruktur sind wichtige Benchmarks, auf die es zu achten gilt, um einen lebenswerten Standard in den Alpentälern langfristig zu gewährleisten.

 

Die Tourismus- und Freizeitwirtschaft generiert 15 % des österreichischen BIP und 16 % der Gesamtbeschäftigung entfallen auf diese Branche, 44 % der im Tourismus beschäftigten Menschen sind Österreicher*innen. Laut WIFO konnte eine Rezession im 3. und 4. Quartal 2023 lediglich durch den Tourismus vermieden werden.
Durch den Wintertourismus wurde in Österreich 12,6 Mrd. € Umsatz erzielt, was zu einer direkten und indirekten Wertschöpfung von 6,7 Mrd. € führt. (Quelle: Österreich Werbung, 2023)

 

Betrachtet man den Tourismus in Tirol ganzjährig, macht dieser inklusive Vorleistungen 25 % der gesamten Bruttowertschöpfung Tirols aus. 70 % des zur Produktion von Beherbergungs- und Gastronomieleistungen nötigen Vorlieferungs- und Vorleistungsbedarfs kommen aus Tirol selbst, 18 % aus den anderen österreichischen Bundesländern. Auch der tiroler Arbeitsmarkt ist wichtiger Indikator: Jeder 4. Vollzeitarbeitsplatz zählt zur Tourismus- und Freizeitwirtschaft. Das sind 22 % der Gesamtbeschäftigung des Bundeslandes. (Quelle: WKO, Tourismus- und Freizeitwirtschaft in Zahlen, 59. Ausgabe, Juni 2023). In einigen Tälern Tirols ist der Tourismus einziger Arbeitgeber.

 

Ähnlich wie in Österreich sieht es auch in der Schweiz aus. Dort wird im Berggebiet jeder 5. Franken direkt oder indirekt durch den Tourismus generiert. (Quelle: Seilbahnen Schweiz, 2023)

 

Optimierungspotenzial bei der Anreise

Im Hinblick auf die Quellmärkte kann man erkennen, dass der Großteil der Besucher*innen im Alpenraum aus der eigenen oder den benachbarten Regionen stammen. In der Schweiz kamen in der Wintersaison 2022/23 rund 66 % der Gäste aus der Schweiz, in Südtirol reisten knapp 73 % aus Deutschland oder Italien an. In Österreich ist der wichtigste Quellmarkt Deutschland, gefolgt von den Österreicher*innen selbst. Rund drei Viertel der Gäste reist mit dem Auto in den Winterurlaub. (Quelle: Österreich Werbung)

Wie jede Branche muss auch der (Winter-)Tourismus mit der Zeit gehen und sich an verändernde Rahmenbedingungen und Gegebenheiten anpassen. Geschäftsmodelle müssen flexibel bleiben.

Die Herkunft der Gäste wirkt sich grundlegend auf die CO2-Emissionen aus, da die Anreise den größten Teil davon in Anspruch nimmt. Durch die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln ließe sich diese bemerkenswert stark reduzieren. Im Vergleich zu Flugreisen allerdings, kann ein Skiurlaub insgesamt relativ CO2-sparend eingestuft werden. Würde eine Person beispielsweise eine Reise ab Stuttgart ins Montafon zum Skifahren antreten, würde dies um rund 30 Mal weniger CO2-Ausstoß verursachen, als eine Fernreise nach Thailand. Die Frage stellt sich also gerechtfertigt, in welcher Form man die Winterferien beim Verzicht auf den Skiurlaub verbringen würde. Die Flugreise ist in diesem Kontext eine denkbar schlechte Alternative. Vergleicht man also die unterschiedlichen Urlaubstypen, ist faktisch zu beweisen, dass regionales (europäisches) erdgebundenes Reisen (PKW und Bahn) um ein Vielfaches nachhaltiger ist als Flugreisen.

 

Starker Rückgang beim Energieverbrauch

Von 2008 bis 2019 hat sich der Energieverbrauch pro Nächtigung in Österreich um 54 % verringert. Ein positiver Trend hin zu mehr Energieeffizienz ist erkennbar. Der Tourismus schlägt mit 1,6 % des gesamten jährlichen Energieverbrauchs zu Buche. Auf den Wintertourismus entfällt ein Anteil von 0,9 % des Gesamtjahresverbrauches des Landes.

 

Zum Vergleich:

  • Mit demselben Energieaufwand, den ½ Stunde Jetski fahren am Meer benötigt, könnte eine Person 7 Tage lang in Österreich Ski fahren.
  • Allein durch Standby-Verluste werden in Österreich über 800 GWh pro Jahr verschwendet. Das ist mehr als der Gesamtwert des Stromverbrauchs der österreichischen Seilbahnanlagen einschließlich der technischen Beschneiung (750 GWh). (wko, 2023)

Technische Beschneiung

Der Einsatz von Schneekanonen und technischer Beschneiung spaltet seit Jahren die Gemüter. Kritiker*innen bemängeln dabei den hohen Verbrauch an Wasserressourcen und den weltweit steigenden Energiebedarf der Anlagen. Doch wieso ist technisch erzeugter Schnee so wichtig?

 

Durch technische Beschneiung kann der Zeitraum des Schneesportbetriebs präziser geplant, angekündigt und beworben, sowie verlängert und gesichert werden. Ein Blick auf aktuelle Fakten zeigt, dass sich der Wasserverbrauch in Grenzen hält: Das Wasser lässt sich stets erneut dem natürlichen Kreislauf zuführen, entweder durch Verdunstung oder Rückgabe des Schmelzwassers. Die Wasserentnahme ist zudem durch Bewilligungen klar geregelt und garantiert z. B. für Fließgewässer nötige Restwassermengen. (wko, 2023; TechnoAlpin)

 

Hinsichtlich möglicher Zusätze im verwendeten Wasser kann Entwarnung gegeben werden. Künstlich erzeugter Schnee besteht aus Luft und Wasser, lediglich in einem anderen Aggregatzustand. In Deutschland, Italien und Österreich sind Zusätze im Beschneiungswasser verboten! (Land Tirol; Der Standard, 2018)

Das Wasser wird nicht verbraucht, sondern nur genutzt!

Im Hinblick auf den benötigten Wasservorrat schlägt dieser nach offiziellen Daten mit weniger als einem Prozent aller jährlich verfügbaren Gesamtwasserressourcen zu Buche (0,07%) Systematisch betrachtet macht der Bedarf an Wasser also eher einen unerheblichen Teil am gesamtheitlichen Wasseraufkommen aus. Blicken wir nun nochmals genauer auf die Energiebilanz beim Einsatz von technischem Schnee: In Österreich stammen über 90 % des Energieaufwandes für technischen Schnee aus erneuerbaren Energiequellen.

 

Auch das Gegenargument „Naturschutz“ lässt sich entkräften. Laut aktuellen Forschungsergebnissen haben „Technische Beschneiung und Pistenpräparierung offensichtlich keinen nennenswerten nachteiligen Einfluss auf die Flora und Fauna der Skiflächen.“ (Günther Aigner, Skitourismusforscher/Ökologe Dr. Wittmann)

Das Gelände unter der Schneedecke wird geschützt und die Qualität der Flächen (Artenvielfalt Insekten, Blumen, etc.) wird verbessert. (Prof. Pröbst-Haider, BOKU Wien)

Ja zum (optimierten) Massentourismus?

Die Menschen haben das Bedürfnis nach Reisen, nach Natur, nach Erholung in den Bergen, Sport und Outdoorerlebnissen. Urlaub wird weiterhin stattfinden. Wir brauchen demnach Flächen, wo viele Menschen dieses Bergerlebnis spüren können. Individueller Bergsport im freien Gelände ist für die alpine Flora und Fauna nicht förderlich oder sogar schädigend. Die Menschen sollten im Sinne des Naturschutzes und zur eigenen Sicherheit lieber auf Pisten, Wegesystemen, Snowparks, Trails und Sportanlagen bleiben.

 

Die Flächendimensionen, die Skigebiete in Anspruch nehmen, werden von Laien oft falsch bzw. bei weitem höher eingeschätzt: Der Flächenverbrauch von Skigebieten in den Alpen ist mit 1,5 % relativ gering, der Anteil beschneiter Pisten in österreichischen Skigebieten mit 0,45 % marginal. Die Bündelung von Gästen – also wie das Prinzip von Skigebieten funktioniert – ist erwünscht und positiv zu bewerten. Sehr viele Menschen, wir reden von ca. 50 Millionen Wintersportler*innen in Österreich, werden auf sehr kleiner Fläche zentriert.

 

Neu erschlossene Skigebiete braucht es wohl keine mehr, vor allem nicht in Lagen unter 1.500 m Seehöhe. Ziel sollte stattdessen sein, die bestehenden Skigebiete zu optimieren und so nachhaltig und ressourcenschonend wie möglich zu gestalten.

Große und stark besuchte Skigebieten sind vom Prinzip her wünschenswert.

Innovativ gemanagte, große Skigebiete bieten die Möglichkeit die Gäste klimafreundlich zu mobilisieren und zu transportieren. Nur so können effiziente Lösungen wie Shuttles, Park and Ride Hubs etc. geschaffen werden. Durch Unterstützung digitaler Lösungen können Besucherströme örtlich sowie zeitlich gelenkt werden. Dies hat einen positiven Effekt auf die Auslastung der Pisten sowie die Kosten- und Energieeffizienz von Anlagen. Zum einen, um Engpässe wie auch Überkapazitäten im Sinne der Sicherheit und der Rentabilität zu vermeiden aber auch, um die Arbeitszufriedenheit zu gewährleisten.

 

Trotz Tourismusintensität liegt Österreich auf dem 3. Platz der nachhaltigsten Urlaubsländer der Welt. (Sustainable Travel Index, Euromonitor 2023)

 

Fazit

Selbstverständlich muss Tourismus so sanft wie möglich gestaltet und dem Aspekt des Klimaschutzes ganzjährig Aufmerksamkeit eingeräumt werden. Doch aus all den Fakten kann ein durchaus positives Szenario für die Zukunft des Skifahrens abgeleitet werden:

 

„Die Wissenschaft liefert uns mit ihren Klimamodellsimulationen die Gewissheit, dass wir im Jahr 2050 in den klassischen Skigebieten der Ostalpen noch Skifahren können. Grund für Optimismus.“ (Günther Aigner, Skitourismusforscher)

 

 

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