Regelbasiertes Investieren – Theorie und Praxis kombiniert
Im Jahr 2019 gründeten die Universität Innsbruck und die BTV das gemeinsame Unternehmen Innfoliolytix mit dem Ziel in der Vermögensanlage Theorie und Praxis zu verbinden. Wie das genau funktioniert und wie wissenschaftlich fundierte Methoden im Asset Management Anwendung finden, erklären Ralf Baumann, Geschäftsleiter von Innfoliolytix, und Robert Wiesner, Leiter des BTV Asset Managements.
Herr Baumann, welches Ziel hat die Kooperation zwischen Innfoliolytix und der BTV?
Das Ziel ist es, wissenschaftlich fundierte Anlagelösungen und Portfoliostrategien in der Vermögensanlage einzusetzen. Hierfür werden Anlagelösungen und Portfoliostrategien auf der Basis eigener Forschung sowie wissenschaftlich anerkannter Methoden entwickelt. Diese werden dann beispielsweise in den Mandaten des BTV Asset Managements eingesetzt. Die Theorie wird somit in die Praxis integriert und dadurch interessierten Anleger*innen zugänglich gemacht.
Was genau kann man sich unter einem wissenschaftlich fundierten Ansatz in der Geldanlage vorstellen?
Wir verstehen darunter einen regelbasierten bzw. quantitativen Investmentansatz. Das bedeutet, der Anlageprozess setzt rein auf Daten und Analysen. Die subjektiven Kapitalmarkteinschätzungen einzelner Analyst*innen werden nicht berücksichtigt. Innerhalb einer Fülle von Finanzdaten aus der Vergangenheit wird nach statistischen Zusammenhängen gesucht. Diese müssen hinreichend stabil sein, sodass wir davon ausgehen können, sie auch in Zukunft gewinnbringend ausnutzen zu können. Der Investmentansatz basiert damit auf wissenschaftlich fundierten „Regeln“, die eingehalten werden, unabhängig von Expertenmeinungen.
Können Sie uns hier ein Beispiel geben?
Sehr gerne. Die Vergangenheit hat uns beispielsweise gezeigt, dass Aktien, die im letzten Jahr am stärksten gestiegen sind, mit einer leicht höheren Wahrscheinlichkeit kurzfristig weiter im Preis ansteigen werden. Dieser Effekt ist in der Literatur als „Momentum-Effekt“ bekannt. In der Hoffnung, dass der Effekt fortbesteht, könnte man nun gezielt in jene Aktien investieren, die die genannten Kriterien erfüllen. Das wäre nun schon ein – zugegebenermaßen recht einfaches Beispiel – für einen regelbasierten, quantitativen Ansatz.
Herr Wiesner, sehen Sie aktuell am Markt Nachfrage für regelbasierte Anlagestrategien?
Das Interesse an wissenschaftlich fundierten und regelbasierten Ansätzen nimmt in einem immer komplexer werdenden Umfeld zu. Konjunkturelle und politische Unsicherheiten sowie die Krisen in den vergangenen Jahren haben uns gezeigt, dass eine breite Streuung in der Vermögensanlage wichtiger denn je ist. Gerade in solchen Phasen wünschen sich Anleger*innen transparente und emotionslose Anlagemodelle, die auf wissenschaftlich fundierten Regeln basieren. Mit unseren regelbasierten Anlageprodukten können wir diesem Wunsch nachkommen.
Herr Baumann, wie kann schließlich die durch Innfoliolytix entwickelte Anlagelösung in die Praxis umgesetzt werden?
Bei der Umsetzung der bisher entwickelten Strategien wird ein „semi-passiver“ Ansatz verfolgt. Das bedeutet, die Anlagelösung sieht Investitionen in breite Aktien- bzw. Anleiheindizes vor. Dies ist der sogenannte „passive“ Teil. Die dahinterliegende, durch Innfoliolytix entwickelte Portfoliostrategie steuert dennoch die Assetallokation. Dies stellt den sogenannten „aktiven“ Teil des Ansatzes dar. Die Gewichtungen in den einzelnen Anlagesegmenten wie zum Beispiel US-Aktien, EUR-Staatsanleihen oder US-Unternehmensanleihen, werden von der dahinterliegenden Anlagestrategie gesteuert.
Welche Vorteile versprechen Sie sich durch diesen Ansatz?
Tatsächlich bieten semi-passive Anlagestrategien eine sehr gute Lösung. Die aktive Allokationsentscheidung zielt darauf ab, die risikoadjustierte Rendite zu verbessern. Zudem sorgt die Umsetzung der Allokation durch das Investment in „passive“ Indexprodukte für Transparenz und hält die Kosten tief.
Herr Wiesner, trifft dies die aktuellen Kundenbedürfnisse?
Auf alle Fälle. Die vergangenen Jahre haben uns gezeigt, dass es einen gewissen Nachfragetrend zu passiven Anlagelösungen gibt. Dennoch hat der Wunsch nach vermögensverwaltenden Produkten bzw. konkreten Investmentempfehlungen nicht abgenommen. Dies sind Entwicklungen, denen man sich unseres Erachtens nicht verschließen sollte. Innovation bedeutet dann konkret für uns, dass wir die Elemente passiver Anlagestrategien – wo dies Sinn macht – aufnehmen, mit aktiven Ansätzen kombinieren, um dadurch idealerweise das Beste beider Welten miteinander zu vereinen.
Vielen Dank für das Gespräch!
Steckbrief Innfoliolytix GmbH
- Gemeinsames Unternehmen der Universität Innsbruck und der BTV seit 2019
- Geschäftsführer: Ralf Baumann und Volker van Rüth
- Innfoliolytix entwickelt Modelle, Anlagelösungen und Portfoliostrategien auf Basis von eigener Forschung und wissenschaftlich anerkannter Methoden
Sie interessieren sich für Details zu regelbasiertem Investieren und konkreten Anlagelösungen? Ihr*e BTV Betreuer*in ist gerne für Sie da.
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Quelle: BTV; Stand: 23.08.2024. Die Beiträge in dieser Publikation dienen lediglich der Information. Die BTV prüft ihr Informationsangebot sorgfältig. Dennoch bitten wir um Verständnis, dass wir diese Informationen ohne Gewähr für die Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität zur Verfügung stellen. Verleger und Verfasser behalten sich einen Irrtum, insbesondere in Bezug auf Kurse und andere Zahlenangaben, ausdrücklich vor. Durch neue Entwicklungen oder kurzfristige Änderungen können diese Informationen daher bereits überholt sein. Bei Prognosen und Schätzungen über die zukünftige Entwicklung handelt es sich lediglich um unverbindliche Werte. Von diesen kann nicht auf die tatsächliche künftige Wertentwicklung geschlossen werden, weil zukünftige Entwicklungen des Kapitalmarktes nicht im Voraus zu bestimmen sind. Bei diesen Informationen handelt es sich um keine individuelle Anlageempfehlung, kein Angebot zur Zeichnung bzw. zum Kauf oder Verkauf von Finanzinstrumenten. Bitte beachte Sie, dass ein Investment mit Risiken verbunden ist.