Aktienabverkauf setzt sich fort
Die europäischen Märkte starteten den Montag nach einer turbulenten Vorwoche mit über 6 % im Minus und auch die US-Futures lassen mit Verlusten zwischen 3 % und 5 % einen ähnlichen Start in den Handelstag erwarten. Über Nacht zeigten sich auch die asiatischen Märkte stark angeschlagen, der Nikkei 225 schloss mit −7,8 % deutlich negativ, der CSI 300 steht über 12 % im Minus. Der Volatilitätsindex VIX, der die Schwankungen des S&P 500 anzeigt, stieg auf ein Niveau, das wir seit der Corona-Krise nicht mehr gesehen haben. Das Besondere an diesem Abverkauf ist, dass innerhalb von sehr kurzer Zeit, in diesem Fall nur innerhalb von drei Tagen, zweistellige Verluste verbucht wurden.
Ausschlaggebend dafür war einerseits, dass China als Reaktion selbst Zölle beschlossen hat und die EU über mögliche Gegenmaßnahmen beratschlagt. Andererseits wurde von US-Seite bekräftigt, dass man an den Zöllen festhalten wolle, bis die Handelsdefizite ausgeglichen wären. Zudem wird aber offen ausgesprochen, dass man bereit sei für Verhandlungen. Bereits über 50 Staaten haben sich inzwischen für Verhandlungen mit den USA bereit erklärt.
Der Hauptgrund für den starken Abverkauf heute sind zu einem großen Teil auch technische Faktoren. Viele Anlagestrategien, denen technische Modelle zu Grunde liegen, müssen ihre Aktienquote stark reduzieren, um ihre Anlagerichtlinien und Risikomanagementziele weiterhin zu erfüllen. Dies führte zu einem starken Verkaufsdruck, der den Markt weiter nach unten zog. Diese Kursrücksetzer können sich in den nächsten Tagen noch fortsetzen.
Ausblick: Zwei mögliche Szenarien
Aktuell lassen sich für die Zukunft zwei mögliche Szenarien zeichnen:
- US-Präsident Trump gelingt es, jene Staaten, gegenüber denen die USA das größte Handelsbilanzdefizit aufweisen, an den Verhandlungstisch zu zwingen und zu gewissen Zugeständnissen zu bewegen. Im Gegenzug werden die eingeführten Zölle reduziert bzw. sogar komplett aufgehoben. Die Unsicherheit und die Volatilität an den Finanzmärkten dürfte damit dennoch erhöht bleiben und auf die Stimmung von Konsument*innen, Unternehmen und Investor*innen drücken. Eine globale Rezession kann aber vermieden werden, ein spürbarer Rückgang des Weltwirtschaftswachstums bleibt dennoch Basisszenario. Die Entschärfung der Situation dürfte zu einer Erholung an den globalen Aktienmärkten führen.
- Vor allem die Volkswirtschaften, gegenüber denen Trump besonders hohe Zölle erhebt, wie China und die EU, reagieren mit Gegenmaßnahmen und die Zollspirale dreht sich weiter. Durch den Tariff Act von 1930 hat der Präsident die Möglichkeit, neue oder zusätzliche Zölle im Umfang von bis zu 50 % zu erheben, sofern einzelne Volkswirtschaften US-Produkte diskriminieren. Die Zollspirale führt zu Vertrauensbrüchen, unterbrochenen Lieferketten und einem massiven Stimmungsabfall unter Konsument*innen und Unternehmen. Die höheren Zölle drücken auf die Margen der Unternehmen und verringern die Kaufkraft der Konsument*innen. In einem solchen Szenario scheint eine Rezession in den USA sowie auch auf globaler Ebene unabwendbar und auch ein weiterer Abverkauf an den globalen Aktienmärkten ist damit zu erwarten. Dies ist weiterhin nicht das BTV Basisszenario.
Bedeutung für das BTV Asset Management
In turbulenten Zeiten wie diesen ist ein breit aufgestelltes Portfolio wichtiger denn je. Aus diesem Grund sind wir in den BTV Asset Management Mandaten nicht nur zwischen den Anlageklassen Aktien, Anleihen und Alternative, sondern auch innerhalb der Anlageklassen diversifiziert. Eine hohe Gewichtung von Staatsanleihen und Unternehmensanleihen guter Bonität auf der Anleiheseite gelten hier weiterhin als Gegengewicht zum Aktieninvestment. Alternative Investments bestehen zum einen aus liquiden Alternativen, die trotz Marktturbulenzen kaum Volatilität aufweisen und beständige Erträge generieren. Zum anderen sind wir in Gold investiert, das jüngst aber einen leichten Rückgang verbuchen musste. Dies lässt sich dem zuschreiben, dass Gold sehr liquide ist und in Abverkaufsphasen herangezogen wird, um Portfolioverluste auszugleichen. Gold dürften in weiterer Folge aber von den Unsicherheiten profitieren. Die Anlageklasse Alternative trägt besonders im aktuellen Umfeld zur Reduktion der Volatilität und Kursverlusten sowie zur Erhöhung der Portfoliostabilität bei.
Wir werden die Entwicklungen in der US-Handelspolitik genau beobachten und die Allokationsstrategie dementsprechend anpassen. Sollten US-Rezessionsrisiken aufgrund einer sich zuspitzenden Zollspirale zunehmen, ist eine Reduktion der Aktienquote denkbar. Ebenso können sich verbessernde Aussichten für einen attraktiven Aufstockungszeitpunkt sprechen.
In der aktuellen Situation gilt es aber, überstürzte Reaktionen zu vermeiden und nicht zu einem Zeitpunkt zu verkaufen, wenn der Marktstress besonders hoch ist.
Bei Fragen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.
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