Eine Frau betrachtet eine Münze

Inflation – Entstehung und Berechnung

Bestimmte Lebensmittel wie Milch oder Brot werden gefühlt jedes Jahr teurer. Doch ist das schon Inflation? Und wie erfolgt die Berechnung? Wie kommt die Inflationsrate zustande, die regelmäßig in den Medien kommuniziert wird?

Das Wichtigste in Kürze

  • Inflation bedeutet steigende Preise und sinkende Kaufkraft des Geldes.
  • Sie entsteht durch zu hohe Nachfrage bei gleichzeitig zu geringem Angebot.
  • Notenbanken steuern die Geldmenge und beeinflussen so die Inflation.
  • Ziel der Notenbanken: Preisstabilität mit ca. 2 % Inflation.
  • Eine leichte Inflation ist gut für die Wirtschaft, eine hohe Inflation schadet Sparer*innen.

Inflation: Wenn alles teurer wird

In einer Marktwirtschaft ändern sich die Preise von Waren und Dienstleistungen ständig, mal wird etwas teurer, mal billiger. Dabei spricht man noch nicht automatisch von Inflation. Die Bedeutung der Inflation ist vielmehr, wenn nicht nur einzelne Produkte teurer werden, sondern das allgemeine Preisniveau steigt. Es werden also viele Produkte am Markt gleichzeitig teurer.

Eine Frau betrachtet frustriert den Kassabon in ihrer Küche nach dem Einkaufen im Supermarkt
Viele Produkte am Markt werden gleichzeitig teurer

Minderung der Kaufkraft des Geldes

Wörtlich übersetzt bedeutet Inflation „das Aufblasen“ oder „die Aufblähung“, womit in diesem Zusammenhang ein Ansteigen des allgemeinen Preisniveaus gemeint ist. Eine Inflation kann daher mit der Minderung der Kaufkraft des Geldes gleichgesetzt werden, da für dieselbe Menge an Geld im Laufe der Zeit weniger Waren gekauft werden können.

Wie entsteht Inflation?

Inflation entsteht meist dann, wenn die Nachfrage nach bestimmten Gütern oder Dienstleistungen das Angebot derselben übersteigt. Notenbanken haben darauf einen maßgeblichen Einfluss, da sie die in Umlauf befindliche Geldmenge steuern. Wächst die Geldmenge in einem Land schneller als die Produktion, steigt die Nachfrage nach Waren und Dienstleistungen an. Dadurch erhöhen sich schließlich die Durchschnittspreise, da die Nachfrage das Angebot übersteigt.

 

Die Preise steigen und die Waren werden noch schneller gekauft, bevor sie noch teurer werden. Die Erwartung steigender Preise kann sich in weiterer Folge auch auf andere Waren übertragen, weshalb diese dann auch schneller gekauft werden. Das kann dazu führen, dass Geld nicht mehr gespart, sondern schnell ausgegeben wird und sich die in Umlauf befindliche Geldmenge weiter erhöht. Notenbanken können dabei aber mit verschiedenen Maßnahmen gegensteuern (mehr dazu weiter unten).

 

Schauen wir uns nun zwei Beispiele aus der jüngsten Vergangenheit an, um zu verstehen, welche Umstände die Inflation in die Höhe treiben können.

 

Beispiel 1: Corona – sinkendes Angebot, steigende Nachfrage

Wir erinnern uns: Zur Eindämmung des Coronavirus wurden großflächige Lockdowns umgesetzt, was vorübergehende Schließungen von Produktionsstätten und unterbrochene Lieferketten zur Folge hatte. Vor allem die chinesische Regierung setzte diese Maßnahmen äußerst strikt um. Fabriks- und Hafenarbeiter*innen durften ihren Aufgaben nicht mehr nachkommen und Containerschiffe stauten sich kilometerweit auf das Meer hinaus. Europa wurde damals schmerzlich bewusst, wie abhängig unsere Industrie von Rohstoffen und Vorprodukten aus China ist, da diese zu einem großen Teil vorübergehend nicht mehr lieferbar waren und unsere heimische Produktion gestoppt bzw. zumindest gehemmt haben. Dieses Unterangebot führte dazu, dass die Preise im Industriesektor deutlich angestiegen sind, was die Inflationsrate nach oben getrieben hat.

 

Eine weitere Folge der Lockdowns, von denen hauptsächlich körpernahe Kosmetik, Tourismus, Gastronomie und Hotellerie betroffen waren, war, dass Dienstleistungen zu einem großen Teil nicht konsumiert werden konnten. Aufgrund dessen hat sich die Nachfrage in den Industriesektor verlagert. Geld, das man in „normalen“ Zeiten für Reisen, Restaurantbesuche oder den Frisörsalon ausgegeben hätte, wurde in Industriegüter investiert. Zum geringeren Angebot, ausgelöst durch Lockdowns in China und unterbrochene Lieferketten, gesellte sich nun eine deutlich höher Nachfrage. Die Folge? Weitere Preissteigerungen und eine noch höhere Inflationsrate.

 

Beispiel 2: Krieg in der Ukraine – sinkendes Angebot

Ein weiteres Beispiel, wie es zu Inflation kommen kann, ist der russische Angriffskrieg in der Ukraine im Februar 2022. Infolge der Sanktionen, mit denen der Westen Russland belegt hat, um das Land zum Rückzug zu zwingen, hat Präsident Putin die Öl- und Gaslieferungen nach Europa drastisch gedrosselt. In den paar Monaten, bis es gelang, andere Bezugsquellen zu finden, blieb die Nachfrage nach russischer Energie konstant, das Angebot wurde aber deutlich reduziert. Die Folge waren massive Preisanstiege bei Öl und Gas, was in einem Anstieg der Inflationsrate resultierte. Im Laufe der Zeit hat sich Europa aber weitestgehend unabhängig von russischer Energie gemacht, die Nachfrage danach ist deutlich gesunken, was zu einem Rückgang der Preise geführt hat.

Inflation ist wie Zahnpasta

Eine zu hohe Inflationsrate wird aber nicht einfach akzeptiert und man wartet ab, bis sie von selbst wieder sinkt. Vielmehr gibt es Institutionen, die sich darum kümmern: die Notenbanken. Sie reagieren auf zu hohe bzw. zu niedrige Inflationsraten, da ihr oberstes Ziel die Preisstabilität ist. Unter Preisstabilität versteht man dabei die gleichbleibende Kaufkraft des Geldes, wobei aber nicht eine Inflation von 0 % angestrebt wird. Vielmehr wird das Ziel verfolgt, die Inflation der Verbraucherpreise bei ca. 2 % zu halten, da dieses Ausmaß an Teuerung für eine Wirtschaft notwendig ist, um zu wachsen und zu expandieren (mehr dazu in einem späteren Abschnitt).

 

Gewährleistung der Preisstabilität

Das vorrangige Ziel der Notenbanken ist also die Gewährleistung der Preisstabilität – allerdings können sie die Preise nicht direkt kontrollieren. Sie verfügen aber über ein Set aus verschiedenen Maßnahmen, um die Inflation zu senken (restriktive Maßnahmen) oder anzuheben (expansive Maßnahmen). Dabei können sie beispielsweise über ihre Zinspolitik die in Umlauf befindliche Geldmenge steuern, da sie damit die Ausgaben- und Sparentscheidungen von Haushalten und Unternehmen beeinflussen. Erhöhen sie den Leit- bzw. Einlagezins, werden Kredite teurer und gleichzeitig wird es attraktiver, Geld in verzinste Anlageformen zu legen.

 

In weiterer Folge wird dadurch – wenn auch zeitverzögert – die konjunkturelle Aktivität gedämpft und die Inflation sinkt. Dass eine hohe Inflationsrate, wenn diese erst einmal vorhanden ist, nur langsam wieder sinkt, wusste auch der ehemalige Bundesbank-Präsident Karl Otto Pöhl, der sagte: „Inflation ist wie Zahnpasta: Ist sie einmal aus der Tube, bekommt man sie nur schwer wieder hinein.“

Die Berechnung der Inflationsrate

Gemessen wird die Inflation über die Veränderung des Verbraucherpreisindex (VPI). Der Index wird mithilfe eines Warenkorbes berechnet, der in einem bestimmten Jahr festgesetzt wird und einen durchschnittlichen Haushalt repräsentieren soll. Dabei wird bei der Berechnung die Preisentwicklung von Produkten, die der durchschnittliche Verbraucher regelmäßig oder öfter konsumiert, wie zum Beispiel Nahrungsmittel oder Strom, stärker gewichtet.

 

Luxusgüter fallen weniger ins Gewicht

Andere, für die Volkswirtschaft eher unwichtigere Güter wie beispielsweise spezielle Luxusartikel fallen dabei weniger ins Gewicht. Denn jeder private Haushalt hat andere Gewohnheiten, wenn es darum geht, Geld auszugeben. Während einige Menschen viel Wert auf ihr Auto legen und sich vegetarisch ernähren, nehmen andere lieber Bus oder Bahn und besuchen wöchentlich einen Frisörsalon. Diese durchschnittlichen Gewohnheiten und die dafür notwendigen Ausgaben aller privaten Haushalte zusammengenommen, bestimmen, wie viel Gewicht die einzelnen Produkte und Dienstleistungen im Warenkorb erhalten.

 

Um nun die Inflation zu berechnen, wird der Preis aller sich im Warenkorb befindlichen Waren und Dienstleistungen ermittelt und über den Zeitverlauf beobachtet. Berechnet wird die Veränderung der Preise der im Warenkorb befindlichen Güter entweder im Vergleich zum letzten Quartal oder im Vergleich zum Vorjahr. Die Berechnung der Preissteigerung gegenüber dem Vorjahr ist dabei meist aussagekräftiger, da saisonale Schwankungen berücksichtigt werden. Beispielsweise können die Preise verschiedener saisonabhängiger Dienstleistungen wie Hotelübernachtungen von Monat zu Monat schwanken, weshalb man den heutigen Preis mit jenem desselben Monats im Vorjahr vergleicht.

 

Gesamt- und Kerninflation

Außerdem unterscheidet man bei der Berechnung zwischen Gesamt- und Kerninflation. Während bei der Gesamtinflation die Preissteigerung aller im Warenkorb befindlichen Güter und Dienstleistungen berechnet wird, werden bei der Kerninflation die Preise von Energie und Lebensmitteln herausgerechnet, da diese Preise sehr schwankungsintensiv sind und die berechnete Inflationsrate verzerren können.

Gefühlte und gemessene Inflation

Sowohl Gesamt- als auch Kerninflation geben zwar einen eindeutigen Wert der Preissteigerung an, die Höhe der Inflation wird von den Konsument*innen aber dennoch unterschiedlich wahrgenommen. Ein Grund für die Abweichungen der „gefühlten Inflation“ zur gemessenen Inflation ist die Tatsache, dass im Warenkorb, der zur Inflationsmessung herangezogen wird, sowohl Produkte des täglichen Bedarfs (wie Lebensmittel) als auch langlebige Konsumgüter (wie Autos) enthalten sind.

 

Die Wahrnehmung von Preisveränderungen ist dabei für die Waren des täglichen Bedarfs höher als diejenige für langlebige Konsumgüter, einfach weil diese viel öfter gekauft werden. Damit liegt die gefühlte Inflation höher als die gemessene, wenn die Preise für Waren des täglichen Bedarfs stärker steigen als jene von langlebigen Konsumgütern (und umgekehrt).

Inflation: Wer gewinnt, wer verliert?

Inflation per se ist nichts schlechtes, da ein gewisses Maß an Teuerung notwendig ist, damit die Wirtschaft eines Landes wachsen und expandieren kann. Dies soll das folgende Beispiel verdeutlichen: Nehmen wir an, Sie denken über die Anschaffung eines neuen Autos nach. Der Kauf ist wohl irgendwann – spätestens dann, wenn das alte Auto den Geist aufgibt – nicht mehr aufschiebbar, aber muss auch nicht unbedingt sofort erfolgen. Wenn Sie davon ausgehen, dass der Preis des Autos in den kommenden Monaten sinken wird – es herrscht also Deflation – werden Sie den Kauf so lange wie möglich aufschieben. Rechnen Sie hingegen mit steigenden Preise (Inflation), werden Sie das Auto vermutlich bald kaufen und nicht lange abwarten. Werden Konsum und Investitionen immer weiter aufgeschoben, ist dies schlecht für das Wirtschaftswachstum, weshalb die Notenbanken ihr erklärtes 2-Prozent-Ziel für die Inflationsrate zu verfolgen haben. Diese moderate Preissteigerung soll in genau dem richtigen Maße Konsum und Investitionen anregen, um die Wirtschaft in einem gesunden Ausmaß zu unterstützen.

 

Außerdem profitieren zum Beispiel alle Bürger eines Staates, die Schulden haben, da die Geldentwertung nicht nur dazu führt, dass man sich weniger leisten kann. Auch die angehäuften Schulden werden dabei weniger Wert. Im Gegensatz dazu entwertet eine hohe Inflationsrate aber angehäufte Ersparnisse, wenn die reale Verzinsung (nominaler Zins minus Inflationsrate) negativ ist.

Exkurs: Deflation

Wie vorhin erklärt, liegt das Inflationsziel der EZB bei ca. 2 %, damit die Volkswirtschaft wachsen kann, weshalb eine Inflationsrate von 0 % nicht gewünscht ist. Was aber viel verheerender für eine Wirtschaft ist als kein Wachstum, ist negatives Wachstum oder ein dauerhaftes Absinken des Preisniveaus, was auch als Deflation bezeichnet wird. Dieses kann zu einer konjunkturellen Abwärtsspirale (Deflationsspirale) führen, da zum einen Verbraucher ihren Konsum aufschieben – siehe unser Beispiel eines Autokaufs im vorherigen Abschnitt.

Infografik zur Deflationsspirale
In Zeiten von Deflation steigt die Arbeitslosigkeit

Während angesichts einer gewissen Inflationsrate der Konsum in Erwartung weiter steigender Preise angeregt wird, schieben Konsument*innen ihre Ausgaben in Zeiten von Deflation lieber auf. Warum heute konsumieren, wenn die Preise morgen weiter sinken? Andererseits investieren auch die Unternehmen weniger, da aufgrund der rückgängigen Nachfrage die Umsätze zurückgehen. Somit sinken gleichzeitig Absatzmenge und Preise. Mittelfristig kann dies zu Gewinneinbußen bis hin zu Insolvenzen führen. Unternehmen senken daraufhin die Löhne und bauen Arbeitsplätze ab, wodurch die Arbeitslosigkeit steigt.

Auswirkungen auf gesamtwirtschaftlicher Ebene

Auf gesamtwirtschaftlicher Ebene sinken die Steuereinnahmen, während die Sozialausgaben und das Haushaltsdefizit zunehmen. Der Staat reduziert daher seine Investitionen und die Nachfrage verringert sich weiter. Sich aus dieser Abwärtsspirale zu befreien, ist ein langwieriger Prozess für eine Volkswirtschaft.

Häufig gestellte Fragen zu Inflation

  • Was ist Inflation?

    Wörtlich übersetzt bedeutet Inflation „das Aufblasen“ oder „die Aufblähung“, womit in diesem Zusammenhang ein Ansteigen des allgemeinen Preisniveaus gemeint ist. Eine Inflation kann daher mit der Minderung der Kaufkraft des Geldes gleichgesetzt werden, da für dieselbe Menge an Geld im Laufe der Zeit weniger Waren gekauft werden können.

  • Wie entsteht Inflation?

    Inflation entsteht meist dann, wenn die Nachfrage nach bestimmten Gütern oder Dienstleistungen das Angebot derselben übersteigt.

  • Wer gewinnt und wer verliert bei Inflation?

    Inflation per se ist nichts Schlechtes, da ein gewisses Maß an Teuerung notwendig ist, damit die Wirtschaft eines Landes wachsen und expandieren kann, weshalb die Notenbanken ihr erklärtes 2-Prozent-Ziel haben. Außerdem profitieren zum Beispiel alle Bürger*innen eines Staates, die Schulden haben, da die Geldentwertung nicht nur dazu führt, dass man sich weniger leisten kann. Auch die angehäuften Schulden werden dabei weniger Wert. Im Gegensatz dazu entwertet eine hohe Inflationsrate aber angehäufte Ersparnisse, wenn die reale Verzinsung (nominaler Zins minus Inflationsrate) negativ ist.

Das könnte Sie auch interessieren