Außenansicht von der US-Notenbank Federal Reserve

Was ist eine Notenbank?

Notenbanken spielen eine wichtige Rolle in der Finanz- und Geldpolitik eines Landes. Sie sind in erster Linie für die Kontrolle und Regulierung der Geldversorgung und des Geldmarktes zuständig.

Notenbanken, auch als Zentralbanken bezeichnet, sind öffentliche Institutionen, die von der Regierung eines Landes unabhängig sind. Sie sind verantwortlich für die Umsetzung der Geldpolitik, die darauf abzielt, die Stabilität des Finanzsystems und die Preisstabilität zu gewährleisten. Die bekannteste Aufgabe einer Notenbank ist die Ausgabe von Banknoten und die Regulierung des Bargeldumlaufs. Darüber hinaus sind sie für die Verwaltung von Devisenreserven und die Überwachung des Bankensystems zuständig.

Welche Aufgaben erfüllen Notenbanken?

Eine der wichtigsten Aufgaben einer Notenbank ist die Festlegung des Leitzinses. Der Leitzins ist der Zinssatz, zu dem Geschäftsbanken sich bei der Notenbank Geld leihen können. Durch die Veränderung des Leitzinses versuchen Notenbanken, das Wirtschaftswachstum zu steuern und die Inflation auf ihrem Zielniveau zu halten. Notenbanken können ihre Zinspolitik anpassen, um das wirtschaftliche Umfeld zu beeinflussen. Das gelingt mit den folgenden Maßnahmen:

  • Restriktive Geldpolitik
  • Expansive Geldpolitik
  • Serie von Zinserhöhungen (Zinsanhebungszyklus)
  • Quantitative Tightening

 

Restriktive Geldpolitik

Eine restriktive Geldpolitik wird angewendet, wenn die Notenbank eine hohe Inflation bekämpfen möchte. In einem solchen Fall erhöht die Notenbank den Leitzins, was dazu führt, dass Kredite teurer werden. Dadurch wird die Nachfrage nach Krediten gedämpft, was wiederum zu einer geringeren Investitionstätigkeit und einem verringerten Wirtschaftswachstum führt. Ein schwächeres Wirtschaftswachstum ist damit der unliebsame Nebeneffekt einer restriktiven Geldpolitik. Die Inflation lässt sich aber nur so in den Griff bekommen.

 

Expansive Geldpolitik

Eine expansive Geldpolitik wird dagegen eingesetzt, um die Wirtschaft in Schwung zu bringen, insbesondere in Zeiten schwachen Wachstums oder einer Rezession. Hier senkt die Notenbank den Leitzins, um Kredite günstiger zu machen und die Kreditnachfrage anzukurbeln. Dies soll Investitionen und Konsum anregen und das Wirtschaftswachstum stimulieren.

 

Serie von Zinserhöhungen (Zinsanhebungszyklus)

Der Zinsanhebungszyklus bezieht sich auf eine Serie von Zinserhöhungen durch die Notenbank, um die Inflation zu bekämpfen. Dies geschieht normalerweise in Zeiten eines starken Wirtschaftswachstums und einer hohen Inflation. Indem die Notenbank den Leitzins erhöht, werden Kredite teurer und die Kreditnachfrage sinkt. Wirtschaftswachstum und Inflation gehen somit zurück.

 

Quantitative Tightening

Quantitative Tightening ist eine Maßnahme, bei der die Notenbank die Geldmenge in der Wirtschaft reduziert, indem sie Wertpapiere verkauft, die sie zuvor im Rahmen ihrer quantitativen Lockerungsmaßnahmen erworben hat. Durch den Verkauf dieser Wertpapiere verringert die Notenbank die Liquidität im Finanzsystem und wirkt einer hohen Inflation und damit einer potenziellen Überhitzung der Wirtschaft entgegen.

Außenansicht von der US-Notenbank Federal Reserve

Die einflussreichsten Notenbanken

Das aktuelle Umfeld hat globale Notenbanken zu schnellem Handeln veranlasst, welches Fingerspitzengefühl benötigt. Doch welche sind die primären Handlungsträger und die einflussreichsten Notenbanken aus internationaler Sicht?

  • Federal Reserve System
  • Europäische Zentralbank
  • Swiss National Bank
  • Bank of Japan

 

Federal Reserve System

Das Federal Reserve System – häufig als Fed abgekürzt – gehört zu den bedeutendsten finanziellen Einrichtungen weltweit. Die seit 1913 bestehende Zentralbank zeichnet sich durch ein dezentral aufgebautes System aus. Diese Dezentralisierung wird durch eine ganzheitliche Gliederung des gesamten nordamerikanischen Staatsgebiets in zwölf „Federal Reserve Districts“ sichergestellt. Pro Distrikt gibt es eine Notenbank. Dennoch zeigt sich die Fed entscheidungsfreudiger als die EZB mit ihren 19 nationalen Zentralbanken.

 

Dies ist nicht nur der Tatsache geschuldet, dass in einer einzigen Volkswirtschaft mehr Einigkeit herrscht als in 19 unterschiedlichen Staaten, sondern auch dem Umstand, dass Europas Volkswirtschaften unterschiedliche Wirtschaftsleistungen und geldpolitische Bedürfnisse aufweisen. An der Spitze der Fed befindet sich Jerome Powell, der bereits 2012 vom damaligen US-Präsidenten Barack Obama in den Vorstand berufen wurde. 2018 wurde er anschließend von Donald Trump als Finanzchef nominiert.

 

 

Europäische Zentralbank

Das europäische Pendant zur Fed bildet seit 1998 die Europäische Zentralbank – ebenfalls unter dem Kürzel EZB geläufig. Die am Frankfurt am Main angesiedelte Notenbank genießt den formalen Status eines EU-Organs und ist daher berechtigt, ihre Befugnisse unabhängig auszuüben. Gemeinsam mit den 19 nationalen Zentralbanken der EU-Staaten, in denen der Euro die offizielle Währung ist, bildet die EZB das Europäische System der Zentralbanken (ESZB).

 

Während die Inflationsbekämpfung bei der Fed oberste Priorität hat und um jeden Preis – auch auf Kosten einer Rezession – gesenkt werden soll, muss die EZB dabei vorsichtiger vorgehen. Die unterschiedliche Wirtschaftsstärke der EU-Mitgliedstaaten, aber zugleich ein Leitzins, der für alle gelten soll, stellen die EZB dabei vor eine große Herausforderung. In einem sich wiederholenden, sechswöchigen Zyklus bewertet die EZB die finanzielle Lage aufs Neue und trifft ihre geldpolitischen Entscheidungen für den Euro-Raum. Geführt wird die einflussreiche Institution seit 1. November 2019 von Christine Lagarde – die erste Frau, die die EZB nach außen vertritt.

 

 

Swiss National Bank

Die Schweiz gehört zu den führenden Finanzschauplätzen der Welt. Zusätzlich verfügt sie über eine weitere mächtige Notenbank: die Swiss National Bank (SNB). Ihren Sitz hat die SNB sowohl in Bern als auch in Zürich. Im Gegensatz zu üblichen Notenbanken handelt es sich bei der SNB um ein Privatunternehmen.

 

Die Aktien der Nationalbank sind zu rund 55 % im Besitz der öffentlichen Hand (Kantone, Kantonalbanken usw.). Die übrigen Aktien befinden sich größtenteils im Besitz von Privatpersonen. Dennoch ist die Unabhängigkeit der Schweizer Nationalbank sowohl auf funktioneller als auch auf finanzieller Ebene in der Verfassung verankert. Demnach ist sie gesetzlich verpflichtet, im Gesamtinteresse des Landes zu handeln.

 

 

Bank of Japan

Nicht nur im westlichen Raum gibt es nennenswerte Notenbanken. Die im Jahr 1882 gegründete Bank of Japan (BoJ) stellt nicht nur die älteste Bank in unserem Überblick dar, sondern ist auch die zweitgrößte Zentralbank weltweit. Die Zentralbank des Landes gilt als unabhängig, da sie weder eine staatliche Institution noch ein privates Unternehmen ist. Die Bank of Japan hat eine einheitliche und zentralisierte Organisationsstruktur und ist damit nicht in regionale Banken unterteilt.

 

Während die globalen Notenbanken sich im Kampf gegen die Inflation befinden und in den vergangenen Monaten kräftig an der Zinsschraube gedreht haben, ist die Bank of Japan ihrer Nullzinspolitik bis dato treu geblieben. Zielführend ist diese allerdings nicht, denn Japan steckt seit über 30 Jahren in einem Zustand schwachen Wirtschaftswachstums fest.

Zusammenfassend spielen Notenbanken eine zentrale Rolle bei der Geldpolitik eines Landes bzw. Währungsraumes. Durch die Festlegung des Leitzinses und die Anwendung von restriktiver oder expansiver Geldpolitik versuchen sie, das Wirtschaftswachstum zu steuern und die Inflation im gewünschten Bereich zu halten. Ihre Entscheidungen haben einen direkten Einfluss auf die Zinsen, die wiederum Auswirkungen auf die Kreditvergabe, Investitionen und letztendlich auf die gesamte Wirtschaft haben.

Häufig gestellte Fragen zu Notenbanken

  • Was ist eine Notenbank?

    Notenbanken, auch als Zentralbanken bezeichnet, sind öffentliche Institutionen, die von der Regierung eines Landes unabhängig sind. Sie sind verantwortlich für die Umsetzung der Geldpolitik, die darauf abzielt, die Stabilität des Finanzsystems und die Preisstabilität zu gewährleisten. Die bekannteste Aufgabe einer Notenbank ist die Ausgabe von Banknoten und die Regulierung des Bargeldumlaufs. Darüber hinaus sind sie für die Verwaltung von Devisenreserven und die Überwachung des Bankensystems zuständig.

  • Welche Aufgaben erfüllen Notenbanken?

    Eine der wichtigsten Aufgaben einer Notenbank ist die Festlegung des Leitzinses. Der Leitzins ist der Zinssatz, zu dem Geschäftsbanken sich bei der Notenbank Geld leihen können. Durch die Veränderung des Leitzinses versuchen Notenbanken, das Wirtschaftswachstum zu steuern und die Inflation auf ihrem Zielniveau zu halten. Notenbanken können ihre Zinspolitik anpassen, um das wirtschaftliche Umfeld zu beeinflussen.

  • Was passiert bei einer restriktiven Geldpolitik?

    Eine restriktive Geldpolitik wird angewendet, wenn die Notenbank eine hohe Inflation bekämpfen möchte. In einem solchen Fall erhöht die Notenbank den Leitzins, was dazu führt, dass Kredite teurer werden. Dadurch wird die Nachfrage nach Krediten gedämpft, was wiederum zu einer geringeren Investitionstätigkeit und einem verringerten Wirtschaftswachstum führt. Ein schwächeres Wirtschaftswachstum ist damit der unliebsame Nebeneffekt einer restriktiven Geldpolitik. Die Inflation lässt sich aber nur so in den Griff bekommen.

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