Wann kommt Bewegung in die Sparzinsen?

In der gesamten Eurozone ist die Teuerungsrate hartnäckig höher als gewünscht. Um die Inflation in den Griff zu bekommen, erhöhte die EZB vor Kurzem bereits zum dritten Mal in diesem Jahr den Leitzins, von 0,00 % auf mittlerweile aktuell 2,00 %. Weitere Zinsschritte stehen aller Voraussicht nach vor der Tür. Nach Jahren des Nullzinsumfeldes gewinnen nun klassische Sparprodukte durch die steigenden Zinsen wieder an Attraktivität. Wir haben Mag. Martin Mausser, Leiter des Teams Money & Capital Markets, gefragt, wozu Expert*innen derzeit raten.

Herr Mausser, in den vergangenen Jahren ließen viele Menschen ihr Erspartes am liebsten auf dem Sparbuch oder dem Sparkonto liegen. War das ratsam?

Die Zinsen im Spareinlagenbereich liegen schon sehr lange – auch jetzt nach ersten Zinsanstiegen z. B. seitens der EZB – unter der langfristigen Inflation. Damit ist die sogenannte negative Realverzinsung schon sehr lange Tatsache. Angesichts des langjährigen Niedrigzinsumfelds war das klassische Sparen also wenig ratsam, besonders dann, wenn das gesamte Ersparte in Spareinlagen geflossen ist.

Warum ist das Sparen, trotz mangelnder Attraktivität der Sparzinsen, so beliebt geblieben?

Die negative Realverzinsung wurde oftmals nicht wahrgenommen, da die angebotenen Zinsen subjektiv und nominell betrachtet eine Zeit lang noch recht attraktiv ausgesehen haben. Das oftmals traditionell positive Denken über Spareinlagen und die gefühlte Sicherheit nahm man als bestätigt hin. Erst als die Zinsen sich der magischen 0 %-Grenze näherten, wurde wahrgenommen, dass eine Spareinlage wahrscheinlich keinen großen Mehrwert bringt.

Derzeit hat man das Gefühl, dass sich bei der Anpassung der Sparzinsen bisher wenig getan hat. Wie erklärt sich das?

Das liegt vor allem daran, dass Banken ihre Zinsen im Spareinlagenbereich in den letzten Jahren nicht unter 0 % reduzieren durften, selbst wenn das aufgrund der Negativzinspolitik der Zentralbanken marktkonform bzw. sogar notwendig gewesen wäre. Diese Zinsschritte nach unten bis in den negativen Bereich wurden also nicht bzw. nicht gänzlich an die Kund*innen weitergegeben. In dieser recht langen Phase der Negativzinspolitik sind Privatkund*innen also objektiv betrachtet besser ausgestiegen, als es die eigentlichen Marktzinsen gerechtfertigt haben. Da aber ein Zinssatz von 0 % oder knapp darüber verständlicherweise nicht als „gut“ gewertet wurde, nahmen das die Kund*innen natürlich nicht so wahr.

 

In der Zeit, als die EZB negative Zinsen vorgab, konnten diese von den Banken also nicht bzw. nicht gänzlich an Spareinlagenkunden weitergegeben werden. Aus diesem Grund, und dem verglichen mit früher immer noch relativ tiefen Zinsniveau, werden in der aktuellen Phase die steigenden Zinsen ebenfalls noch nicht bzw. nicht zur Gänze weitergegeben. Je mehr wir uns aber einem Normalniveau bei den Sparzinsen nähern, desto eher werden Zinsschritte auch wieder zur Gänze weitergegeben werden. Derzeit ist dieses Normalniveau aber noch nicht erreicht.

Für Sparer*innen sind die steigende Zinsen aber trotzdem eigentlich bereits jetzt eine gute Nachricht, oder?

Das muss man differenziert betrachten. Auch wenn die Zinsen jetzt wieder steigen, ist es definitiv immer noch nicht ratsam, sein gesamtes Vermögen in Spareinlagen anzulegen. Einen Inflationsschutz, insbesondere bei der aktuell sehr hohen Inflation, erreicht man im Spareinlagenbereich noch immer nicht, da auch die höheren Zinssätze noch immer deutlich unter der aktuellen Inflation liegen.

 

Aber die positive Nachricht lautet: Für Sparer*innen bieten sich durch die steigenden Zinsen durchaus wieder attraktivere Möglichkeiten, zumindest einen Teil ihres Volumens in Spareinlagen anzulegen. Insbesondere die Sparlösungen mit fixer Laufzeitbindung werden weiter an Attraktivität zulegen. Hier spürt man derzeit eine starke Dynamik mit steigenden Zinsen am Spareinlagenmarkt. Das Niveau dürfte hier in den nächsten Monaten weiter steigen.

Was raten Sie als Experte und gibt es dabei aus Ihrer Sicht etwas zu beachten?

Ganz wichtig ist dabei, sich mit der Frage auseinanderzusetzen, wem ich mein Erspartes anvertrauen möchte. Es lässt sich beobachten, dass derzeit vermehrt vermeintlich attraktive Angebote im Internet zu finden sind. Aber auffallend hohe Spareinlagenzinsen sollten immer wieder auch kritisch hinterfragt werden. Als Kundin bzw. Kunde sollte ich mir vorab überlegen, wem ich mein Geld anvertrauen möchte und mir sicher sein können, dass ich mich auf meine Bank mit ruhigem Gewissen verlassen kann. In der BTV bieten wir unseren Kund*innen im Marktvergleich attraktive Sparzinsen bei unterschiedlichen Bindungsfristen – Und zwar mit dem ausgezeichneten Service und der Kompetenz eines Bankhauses mit jahrzehntelanger Tradition im Hintergrund.

Welchen Stellenwert sollten Sparprodukte bei der Vermögensplanung also einnehmen?

Um das individuell beantworten zu können, wäre nach der Frage, wem ich mein Geld anvertrauen möchte, im nächsten Schritt zu betrachten, wie der ideale Mix an Spar- oder Anlagelösungen aussehen sollte. Das bedeutet, sich anzusehen, welche Teile des Angesparten welchem Zweck dienen sollen. Welches Kapital wird kurzfristig benötigt, welches mittelfristig? Welche Summe wird auf längere Sicht voraussichtlich nicht benötigt und kann daher mit längerer Bindung bespart werden? Wie so oft gilt auch hier: Nicht alles auf ein und dieselbe Karte setzen. Im Spareinlagenbereich ist man dann gut beraten, wenn man seiner Bank sorgenfrei vertrauen kann und sich vorab gut überlegt hat, welcher Anteil des Vermögens kurz-, mittel- und langfristig auf eine klassische Spareinlage verteilt werden soll.

Herr Mausser, wie bedanken uns für das Gespräch.

Zur Person

Mag. Martin Mausser ist seit 2007 in der BTV tätig, seit 2014 leitet er das Team Money & Capital Markets.

  • Quelle: BTV; Stand: 17.11.2022. Die Beiträge in dieser Publikation dienen lediglich der Information. Die BTV prüft ihr Informationsangebot sorgfältig. Dennoch bitten wir um Verständnis, dass wir diese Informationen ohne Gewähr für die Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität zur Verfügung stellen. Verleger und Verfasser behalten sich einen Irrtum, insbesondere in Bezug auf Kurse und andere Zahlenangaben, ausdrücklich vor. Durch neue Entwicklungen oder kurzfristige Änderungen können diese Informationen daher bereits überholt sein.